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Bully und Rick im Interview: „Wir haben einfach nochmal eine Party gefeiert.“

  • Autorenbild: Christian Ehrhorn
    Christian Ehrhorn
  • 18. Aug. 2017
  • 9 Min. Lesezeit

Sie sind wieder da: Michael „Bully“ Herbig, Rick Kavanian und Christian Tramitz erweckten die beliebtesten Figuren der erfolgreichen Sketch-Show „Bullyparade“ wieder zum Leben. Diesmal mit „Bullyparade – Der Film“ auf der großen Kinoleinwand. Denn auch 15 Jahre nach dem Ende der TV-Sendung ist die Faszination der Fans für die schrägen Charaktere von Bully und Co. ungebrochen.

Wir trafen Bully und Rick zum Interview und Sprachen mit ihnen über den neuen Film, die Verbindung zueinander und zukünftige Pläne.

Fotos: © 2017 Warner Bros. Ent./herbX film / Marco Nagel

Die “Bullyparade” feiert in diesem Jahr 20-jähriges Jubiläum. Ist der Film für euch ein Abschluss mit der “Bullyparade” oder ein neuer Anfang?

Bully: Also, das ist defakto ein Abschluss. Wir wurden damals so dermaßen überrollt von diesem unglaublichen exorbitanten Erfolg von “Schuh des Manitu”. Und dann gelingt dir das noch ein zweites Mal. Dann weiß man ohnehin, dass kannst du jetzt nicht so weiter durchziehen. Und eine Fortsetzung hätte für uns nicht so wirklich Sinn gemacht.

Die ersten Jahre haben wir uns noch überlegt, gut, wenn jetzt diese Anfragen nach einen Sequel nicht aufhören, dann müssen wir vielleicht nochmal ran. Aber irgendwie dachten wir auch, irgendwann lässt die Nachfrage nach. Jetzt liefen die Filme aber wieder jahrelang im Fernsehen, im Weihnachtsprogramm. Und es kam so eine ganz neue Generation nach. Plötzlich meinten 10-Jährige, mach doch mal eine Fortsetzung.

Und das habe ich zum Anlass genommen, mal vor zwei Jahren den Rick anzurufen, wir waren ja eh ständig in Kontakt, und gesagt “fragen dich die Leute auch permanent? Was macht wir denn jetzt damit?” Das ist so schade, weil die Fans empfangen einen so mit offenen Armen. Und warten mehr oder weniger, dass da mal irgendwas kommt. Rick hat mir dann bestätigt, dass es ihm auch so geht. Dann habe wir erstmal überlegt, was es überhaupt sein könnte. Und dann konnten wir uns nicht entscheiden. Die einen wollten eine Fortsetzung von “(T)Raumschiff Surprise” die anderen eine von “Schuh des Manitu”. Und dann kam der Gedanke, wir schmeißen mal alles in einen Topf. Wie wir es damals bei der “Bullyparade” auch gemacht haben. Einfach mal, wie so ein riesen Sandkasten. Einfach Blödsinn machen. Wie das damals auch in der Show war. Da haben wir uns ja auch keine großartigen Gedanken gemacht. Es waren einfach drei erwachsene Männer, die in Frauenklamotten steigen, also ich zumindest (lacht).

Das ist schwer zu erklären, man hat einfach nochmal eine Party gefeiert.

Ihr habt in Vorhinein auf Facebook eine Umfrage gemacht, welche Figuren mit in den Film sollen. Gab es eine Figur, die herausstach, die die Fans unbedingt mit drinnen haben wollten?

Rick: Also ich sag mal so, gesetzt waren die Figuren aus “Schuh des Manitu”, Winnetou und Old Shatterhand natürlich, aus “(T)Raumschiff Surprise” die Crew. Sissi, Franz und der Feldmarschall auch. Und dann erstaunlicher Weise viele Figuren von denen, die wir gerne spielen wollten, haben sich auch mit den Ergebnissen der Umfrage gedeckt.

Bully: Die Tapete wurde auch gewünscht. Die haben wir aber auf Rücksicht auf Christian Tramitz weggelassen. Weil er sie hasst (lacht). Und sie wäre auch nicht breit genug für die Leinwand gewesen. So gesehen, war es auch eher eine Sache fürs Fernsehen. Das waren halt Wortspielereien und das muss man nicht unbedingt auf die Leinwand bringen.

Aber ganz nett war auch, dass sehr viele nach Outtakes gefragt wurde. Outtakes kann man halt nicht schreiben. Die passieren oder passieren nicht, dass ist eine Glückssache. Man kann Outtakes nicht inszeniert oder provozieren. Das geht nicht. Unsere Outtakes waren aber halt bei der “Bullyparade” schon so nett, dass ich irgendwann gesagt habe, lass uns daraus eine Rubrik machen. Und wir hatten auch diesmal wieder viele Outtakes und deswegen sind wir ganz froh, daß die es auch in den Film geschafft haben.

Ihr drei habt vor dem Film längere Zeit nicht mehr zusammengearbeitet. Gab es zu Anfang irgendwelche Schwierigkeiten wieder zusammenzufinden oder war es wie früher?

Rick: Zwischenmenschlich überhaupt nicht. Was allerdings interessant war, die ersten zwei Tage, als wir dann auch mit unserem Autor Alfons Biedermann zusammensaßen, hat man dann schon gemerkt, dass jeder von uns die letzten 13 Jahre beruflich einen eigenen Weg gegangen ist. Auch inhaltlich. Das war halt interessant zu sehen, weil jeder hat verschiedene Dinge in der Zwischenzeit erfahren und gelernt. Und in den ersten zwei, drei Tagen habe wir dann erstmal abgeklopft, was macht man, welche Form wählt man. Und dann kam irgendwann Bully eines morgens aus der Dusche.

Bully: Alleine (lacht). Ich bestehe auf dieses Detail.

Rick: Und dann meinte er, was haltet ihr denn von vier, fünf Episoden, in denen wir die Geschichten eben im Einzelnen erzählen.

Bully: Das war in dem Sinne keine neue Idee. Das gab es schon von Mel Brooks, von Woody Allen oder Monty Python. Aber es wurde in Deutschland noch gar nicht gemacht, so ein Episodenfilm. Und wir hatten ja Alles, wir hatten Figuren, wir hatten die verschiedenen Genres, also hat es sich angeboten.

Ich kann nur sagen, dass wir ein riesen Spaß dabei hatten. Als es vor zwei Jahren losging, fragten wir uns natürlich, betreibst du diesen ganzen Aufwand nochmal, auch auf die Gefahr hin, dass sie es dir um die Ohren hauen. Und wir haben dann irgendwann gesagt, das Ding geht nur mit Leichtigkeit. Da gibt es Fans, die lieben das was wir machen und jetzt geben wir ihnen genau Das. Und da gibt es auch gar keine Ambitionen, dahingehend das man sagt, wir müssen es neu erfinden. Oder wir müssen uns neu erfinden. Wir haben es zeitgemäßer gemacht. Ein Journalist hat mal ein schönes Beispiel gebracht. Das ist wie mit einer Band. Wenn die Stones jetzt auf die Bühne gehen, dann will man „Satisfaction“ hören. Und bei uns ist es halt Mister Spuck (lacht).

Also das Bestehende neu interpretiert.

Bully: Ja klar, du passt die Bildsprache natürlich der Sehgewohnheit an. Das beeinflusst einen natürlich selber auch. Man versucht es ein bisschen zeitgemäßer zu machen. Wobei, zum Wort zeitgemäß haben wir mittlerweile auch eine andere Haltung. Ich habe das auf dem roten Teppich von irgendjemanden gehört, da wurde gefragt, ob der „Bullyparaden“-Humor überhaupt noch Zeitgemäß sei. Und Derjenige geantwortet: „Ne, „Bullyparaden“-Humor ist nicht zeitgemäß, „Bullyparaden“-Humor ist zeitlos!“ Das hat mir sehr gefallen.

Ihr beide habt in „Bullyparade“ viele verschiedene, aber auch festgelegte Rollen. Wenn Ihr jetzt einen Charakter des jeweils anderen spielen müsstet, welchen würdet Ihr wählen?

Rick: Also meine ist ganz klar der Sigi Schwarz. Den Sigi mag ich einfach.

Bully (in seiner Rolle als Sigi Schwarz): Der Sigi. Der ist jetzt Weltraumfahrer. Der hat es in der Karriereleiter weit nach oben gebracht. Früher war er ja nur Nudistenpapst.

Rick: (lacht).

Bully (in seiner Rolle als Sigi Schwarz): Jetzt ist er Weltraum-Getränkelieferant. Mit seinem Co-Piloten, dem Yeti. Und die beiden sind natürlich jetzt immer sehr, sehr lang unterwegs. Da kommt man sich auch näher. Leider hat es der Werbeslogan nicht in den Film geschafft: „Wir liefern überAll!“ Verstehen Sie. Ist mir zu spät eingefallen. (Sigi Ende)

Aber wenn ich mir jetzt eine Figur vom Rick wählen soll. Der Rick macht ja so viel. Und er macht so viel so gut. Ich mag halt seinen King Klon, formerly known as Jens Maul. Ich übe dieses Schnalzen was er macht seit Jahren. Aber ich bekomme die Geschwindigkeit nicht hin.

Und ich beneide ihn ein wenig um dem Feldmarschall, da kann er so aus sich rausgehen. Da wird er so haltlos.

Rick: Das ist eine schöne Rolle, da kann man viel Luft ablassen (lacht).

Bully: Ich gucke dem Rick sehr gerne zu. Und es wäre eine Schande, wenn man ihm da eine Figur wegnehmen würde.

Also wenn Rick spielt bist du lieber hinter der Kamera als davor?

Bully: Ja, im Allgemeinen stehe ich lieber hinter der Kamera. Ich meine, es ist eine Glückssache, dass man sich die Rollen selber schreiben darf. Dass wir uns das ausdenken und dann spielen dürfen. Aber die Leidenschaft ist das Filme machen an sich.

Ihr schreibt alles komplett selber oder habt ihr noch andere Autoren dabei?

Bully: Wir haben einen Co-Autoren, den Alfons Biedermann, der damals bei der Bullyparade auch schon dabei war. Letztendlich ist es immer eine Gemeinschaftsarbeit gewesen. Auch bei den früheren Büchern schon.

Es ist also wichtig, dass Ihr euch selber beim Schreiben einbringen könnt.

Rick: Ja, das ist halt toll bei den Figuren, es ist auf unseren Mist gewachsen. Und wenn wir schreiben, können wir es auch gleich proben, da wir es alles selber spielen. Oder mit einander mal lesen. An uns selber anpassen.

Dann haben wir Bully in der Funktion als Regisseur da, der mal einen anderen Blick darauf hat. Wenn Bully schreibt, schreibt er auch schon mal Regieanweisungen für sich rein. Das ist schon ein sehr kompakter Prozess. Und das Tolle ist, wenn wir dann anfangen zu drehen, weiß jeder sehr genau, was er spielen wird und was ihn erwartet. Und dadurch haben wir eben die Möglichkeit, weil wir so gut vorbereitet sind, auch am Set oder beim Dreh zu sagen, wir improvisieren mal oder wir gucken was passiert, wenn wir Dies oder Jenes ändern. Das kommt alles aus uns. Das ist das Tolle.

Bully: Also insofern ist es auch sehr angreifbar. Das ist alles sehr persönlich. Wir hatten da auch Glück damals, ich komme nochmal auf die Show zurück, dass uns jemand die Chance gegeben hat, die Figuren selber zu erarbeiten. Es kam ja sehr viel von unseren eigenen Erfahrungen, Leute die wir getroffen haben, die uns über den Weg gelaufen sind, die haben wir imitiert.

Da haben wir das Zeug selber geschrieben. Und da kannst du es natürlich nicht auf jemand Anderen schieben. Heute werden Sketch-Shows anders produziert. Da gibt es halt einen Produzenten, der kauft in der Regel ein ausländisches Format. Dann holt er sich Autoren, die schreiben die Sketche um. Und dann werden Castings gemacht. Dann werden Schauspieler besetzt und die müssen das dann so spielen. Das ist dann zwar eine professionelle Produktion, aber es fehlt so ein bisschen die Seele. Und ich glaube, dass haben wir schon. Das kann man jetzt mögen oder nicht. Aber sie ist wenigstens da.

Wenn man euch sieht, Ihr seid eigentlich immer gut drauf. Ob bei Interviews oder am Set. Gab es auch mal Tage beim Dreh, wo es mal richtig zwischen euch gekracht hat?

Bully: Also das ist echt erstaunlich, es hat noch nie bei uns am Set gekracht. Weder bei den Sketchen, noch bei den Filmen. Also bei uns wird es nicht laut.

Rick: Wenn man sich was zu sagen hat, dann macht man das am Abend bei einem Bier und spricht sich aus.

Bully: Aber selbst das hat ja nicht stattgefunden. Es ist immer ein kreativer Prozess.

Es gibt also wenn, nur konstruktive Kritik.

Bully: Ich würde es nicht mal Kritik nennen. Es ist immer konstruktive Arbeit an der Szene oder am Dialog.

Rick: Also wir schreien uns nicht an.

Bully: Wenn jetzt einer von uns am Set so ausrasten würde, die anderen würden sich kaputtlachen. Die würden sagen, was ist mit dir los, komm mal wieder runter. Außerdem wäre das jedem von uns sehr unangenehm. Auch dem Team gegenüber.

Rick: Ja, das finde ich auch, dem Team gegenüber. Die reißen sich da den Hintern auch für uns. Das kann man nicht machen. Das gehört sich nicht.

Wie sieht die Zukunft für euch aus, wenn alles mit dem „Bullyparade“-Film durch ist? Gibt es da bei euch schon neue Projekte?

Bully: Für mich persönlich ist das jetzt ein wunderbarer Abschluss dieses „Bullyparaden“-Kosmos. Jetzt so die erste Reaktion bei den Premieren in München und Travemünde. Es war eine riesen Stimmung. Und da wird uns klar, dass wir es auch genau für diese Leute gemacht haben. Das, was wir gemacht haben, hat auch immer polarisiert.

Wir haben im Rahmen dieses Films auch ein Buch herausgebracht, „20 Jahre Bullyparade“. Da kam das auch alles nochmal so hoch, wie man auf die Show damals ein Stück weit eingeprügelt hat. Es hat damals polarisiert und es polarisiert heute. Aber besser so, als gar keine Reaktion. Wir haben immer gesagt, lieber reiben sich die Leute daran, als dass sie sagen, das ist ja ganz nett. Meine Frau sagt immer, ganz nett ist der kleine Bruder von scheiße (lacht).

Also insofern ist das für mich ein Abschluss. Rick hat noch andere Ideen.

Rick: Ich hab noch Hoffnung. Ich drehe einfach mit den Beiden gerne. Vor allem weil ich weiß, wie es ist mit anderen Kollegen, ohne Irgendjemand zu nahe treten zu wollen. Das ist einfach besonders. Das hat sehr viel mit Vertrauen zu tun. Man weiß worauf man sich einlässt. Und Bully weiß eben auch, wie er mich in Szene setzt muss.

Weißt du was toll ist für mich: Ich schreibe etwas mit Bully, Christian und Alfons zusammen. Und beim Schreiben habe ich ein Wunsch, wie ich das gerne auf der Leinwand sehen möchte. Und dann sitz ich im Kino und denke mir: „Wie hat er das gemacht?“ Das beeindruckt mich, das ist so „Wow, so habe ich es mir gewünscht.“ Nicht immer zu 100 Prozent. Aber unterm Strich ist es immer fast deckungsgleich. Und das kriegt halt nicht jeder Regisseur hin. Das hat eben mit Vertrauen zu tun, mit Wissen, mit Handwerk. Deswegen würde ich mit dem kleinen Halunken noch was anfangen (lacht).

Bully: Der Christian Tramitz steht sehr auf dänische Filme. Und möchte uns dazu bewegen, dass wir vielleicht eines Tages, vielleicht in 20 Jahren, einen Film über drei gescheiterte Komiker machen, die nochmal zusammen auf die Bühne müssen. Also was tragisch-komisches. Und mal gucken, wenn Christian ein gutes Buch schreibt, vielleicht mache ich dann mit.

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