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„Das Unscharfe um euer Display ist das wahre Leben!“

  • Autorenbild: Christian Ehrhorn
    Christian Ehrhorn
  • 28. Dez. 2016
  • 5 Min. Lesezeit

Er ist der Schwergewichtschampion der deutschen Comedy-Szene. Seine Figuren aus der Nachrichtensatire „Wochenshow“ sind längst Kult. Und auch seine eigene Sendung „Mensch Markus“ war ein Riesenerfolg. Die Rede ist von Markus Maria Profitlich. Jetzt tourt der Rheinländer mit seinem zweiten Soloprogramm „Schwer im Stress“ durch Deutschland. Im nächsten Jahr ist er auch in Hamburg. Wir sprachen mit dem 56-Jährigen über Alltagsstress in Zeiten von Smartphone, Facebook und Pokemon Go, seine Zeit vor der Comedy und seine Familie.

Wat Los?: Sie sind gerade auf Tour mit ihrem neuen Programm „Schwer im Stress“. Mit welchen Themen beschäftigen Sie sich darin? Markus Maria Profitlich: Das geht Querbeet. Alles was mit Stress zu tun hat. Stress ist ja mittlerweile eine Alltagskrankheit. Deswegen gibt es da Einiges, was man daraus machen kann. Ich erzähle über Urlaubsstress. Der bei mir ja schon sehr früh anfängt, mit meinen drei Damen Zuhause: Frau und zwei Töchter. Wenn die dann irgendwann sagen, wir wollen irgendwo hin, wo es trocken und warm ist; da reicht mir der Heizungskeller mit ´nem Kasten Bier (lacht). Es geht auch um Beziehungsstress oder um Stress überhaupt bei der Partnersuche. Also es gibt einiges worüber man reden kann.

Wat Los?: Nehmen Sie sich auch die sozialen Medien oder auch Smartphones vor? Der Stress, dass man immer erreichbar sein muss? Markus Maria Profitlich: Ja, sowas kommt auch vor. „Pokemon Go“ muss natürlich drin sein (lacht). Und besonders, dass jetzt die jungen Menschen nur noch mit dem Handy vorm Gesicht rumlaufen. Da sag ich meinen Töchtern auch immer: „Das Unscharfe um euer Display herum, das ist das wahre Leben.“

Wat Los?: Wie stressig ist denn so eine Tour für Sie? Markus Maria Profitlich: Gerade als wir diesen Sommer die schönen heißen Tage hatten, war es wirklich nicht unanstrengend. Aber es macht tierischen Spaß. Die Tour selber ist nicht anstrengend, die macht keinen Stress.

Wat Los?: Sie haben auch schon ihre Frau erwähnt. Die hat mit Ihnen schon in ihrer Sendung „Mensch Markus“ zusammen gespielt. Ist sie auch auf der Tour mit dabei? Markus Maria Profitlich: Ich bin ja jetzt schon seit fast 30 Jahren auf der Bühne. Dies ist aber erst mein zweites Soloprogramm. Das davor hieß „Halbzeit“. Aber sonst hatte ich immer Partner mit auf der Bühne. Diesmal bin ich jedoch alleine.

Wat Los?: In „Mensch Markus“ haben Sie viele verschiedene Charaktere dargestellt. Haben Sie die alle selber erfunden oder hatten Sie ein Team dafür? Markus Maria Profitlich: Na ja, man muss sich mal vorstellen, es waren sieben Staffeln. Darin waren 2.500 Sketche. Da kann man sich nicht jede Figur alleine ausdenken. Da gab es dann Autoren, die das machten. Ich habe mir halt jeden einzelnen Sketch durchgelesen und abgesegnet oder auch verworfen. Und konnte mir dann Gedanken machen, wie die Figuren jeweils aussehen. Das war dann nachher auch so ein bisschen Routine, sag ich mal. Mit der Erfahrung weiß man dann, was funktioniert.

Wat Los?: Werden Sie auch auf der Bühne in verschiedene Rollen schlüpfen oder sind es alle Sie in den Geschichten? Markus Maria Profitlich: Das geht ziemlich schnell, dass man in andere Rollen schlüpft. Einmal muss ich mich auch umziehen. Ich sag aber nicht wie, sonst ist der Gag weg (lacht). Aber ansonsten springe ich von Figur zu Figur. Ob das jetzt mein Onkel Hubert ist oder meine Tante Elfriede. Das geht auf der Bühne ziemlich zügig hin und her.

Wat Los?: Vor Ihrer Karriere als Comedian haben Sie schon viele andere Berufe ausgeübt, wie z.B. Schreiner, Bofrost-Verkäufer und einiges mehr. Wie sind Sie zur Comedy gekommen? Markus Maria Profitlich: Das war ein Hobby. Ich habe vor vielen Jahren Kinder- und Jugendfreizeiten mitgemacht, als Mitarbeiter. Und da haben wir uns zu drei Männern zusammengefunden und bunte Abende mit den Kindern gemacht. Irgendwas vorgespielt, Fernsehsendungen nachgespielt. Und dann haben wir gesagt „ist ja echt lustig, was wir da machen“. Wir sind dann mal zum Geburtstag eingeladen worden, sind dann dort kurz aufgetreten und dann ging das so nach und nach immer weiter. Es kam die eine Anfrage, dann die Nächste. Auf Hochzeiten, Betriebsfeiern, Beerdigungen…na ja, da weniger (lacht). Und irgendwann musste ich mich entscheiden. Zum Schluss habe ich mich noch in eine Kneipe eingekauft und hab darin ein Theater reingebaut. Dort wurde ich fürs Fernsehen entdeckt, von Jacky Dreksler, dem Produzenten von „RTL Samstag Nacht“. Dann habe ich tagsüber schon gedreht, abends in einem Musical gespielt und nachts noch die Kneipe saubergemacht. Dann habe ich mich entschieden, das doch hauptberuflich zu machen. Und ich glaube, es war das richtige (lacht).

Wat Los?: Sie haben also in einem Musical mitgespielt? Markus Maria Profitlich: Ja, dort habe ich auch meine Frau kennengelernt. Das waren drei Damen aus Berlin die nach Köln kamen, um dann da ein Musical zu starten. Und sie brauchten eigentlich nur einen Pausenclown zwischen ihren Nummern. Aber irgendwann sind die Leute nur noch wegen mir gekommen und nicht mehr wegen der drei Damen aus Berlin.

Wat Los?: Haben Sie denn auch gesungen? Markus Maria Profitlich: Ne, das nicht. Gesungen habe ich in dem letzten Programm immer. Mir wurde jahrelang gesagt, ich könnte gar nicht singen. Dann hab ich es ausprobiert; doch, funktioniert (lacht). Die Leute rennen zumindest nicht raus, sagen wir mal so.

Wat Los?: Machen Sie auch in ihrer Freizeit gerne Musik? Markus Maria Profitlich: Selber machen nicht. Ich höre sehr gerne Musik. Und das auch Querbeet. Von Klassik bis R´n´B oder Soul. Das ist so mein Ding. Meine Tochter die ist sehr musikalisch. Die spielt Klavier und sowas.

Wat Los?: Sie arbeiten auch als Synchronsprecher. Ist es für sie eine große Herausforderung, Emotionen nur mit der Stimme und nicht mit Gestik und Mimik rüberzubringen? Markus Maria Profitlich: Das ist eine spannende Sache. Als ich das zum ersten Mal gemacht habe, bei „Die Unglaublichen“ war es extrem spannend. Es war etwas, was ich noch nie vorher gemacht habe. Vor allem war es aber auch sehr anstrengend. Das kann man sich gar nicht denken. Immer auf den Punkt und nur ein „eeh“ oder ein „öhh“ immer nochmal machen, bis es dann wirklich passt. Das war echt sehr spannend. Es ging über fünf Tage. Danach war ich durch. Dann lieber Tournee (lacht).

Wat Los?: Wenn Sie mal nicht auf der Bühne oder vor der Kamera stehen, was machen Sie dann so in Ihrer Freizeit? Markus Maria Profitlich: Wie gesagt, ich habe eine Frau und zwei Töchter (lacht). Nein, ich bin sehr gerne mit meiner Familie zusammen. Und da ich auch viel unterwegs bin, verbringe ich meine Zeit natürlich mit denen am liebsten. Wenn ich mal von so einem Tour-Abschnitt komme, der manchmal so sechs bis sieben Wochen geht, dann soll man mich den ersten Tag Zuhause erstmal in Ruhe lassen. Weil, dann muss ich erstmal in aller Ruhe wieder runterkommen. Und vor allem erstmal in den Zeitrhythmus der anderen kommen. Aber das geht sehr schnell mittlerweile.

Wat Los?: Wird es nochmal eine neue Fernsehsendung wie „Mensch Markus“ oder ähnliches von Ihnen geben? Markus Maria Profitlich: Ist bis jetzt nicht geplant. Als ich dann aufgehört habe mit „Mensch Markus“, habe ich ein paar Sachen bei den Sendern vorgestellt. Wo sie dann sagten, es ist jetzt nicht die Zeit dafür. Zwei Jahre später habe ich dann einen Kollegen damit auf der Mattscheibe gesehen. Wenn jetzt jemand kommt uns sagt, ich habe eine Idee, das würde ich gerne mit dir machen, dann mal gucken. Aber ich bin hellauf begeistert von meinem Programm und meiner Tournee. Ich bin von der Straße weg und die Kinder haben genug zum Essen (lacht).

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