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„Drachen sind cool!“

  • Autorenbild: Christian Ehrhorn
    Christian Ehrhorn
  • 27. Jan. 2016
  • 3 Min. Lesezeit

George R. R. Martin, Autor der erfolgreichen „Das Lied von Eis und Feuer“-Buchreihe war zu Gast in Hamburg.

Foto: Christian Ehrhorn

Er sieht aus wie ein alter Hamburger Seebär. Doch der derzeit erfolgreichste Autor der Welt, George R. R. Martin (67) ist aus Santa Fe im US-Bundeststaat New Mexiko in die Hansestadt gekommen. Der in New Jersey geborene Schriftsteller war gekommen, um das erste Kapitel seines heiß erwarteten sechsten Bandes der „Das Lied von Eis und Feuer“-Fantasybuchreihe zu lesen. Die bereits erschienen fünf Bücher bilden die Vorlage für die Serie „Game of Thrones“, welche bereits jetzt Kultstatus hat.

Im voll besetzten CCH waren die Zuschauer durchweg vom Auftritt des sympathischen Autors mit der ansteckenden Lache begeistert. Natürlich auch mit im Publikum war Schauspielerin Sibel

Kekilli. Sie spiele in der Serie „Game of Thrones“ die Prostituierte Shae und ist seit längerem mit George R. R. Martin eng befreundet.

Neben der Lesung aus dem kommenden Buch, unterhielt er sich noch eine ganze Zeit mit dem Literaturkritiker Denis Scheck. Aber auch den Medien beantwortete auf einer Pressekonferenz am nächsten Tag einige Fragen.

Wat Los?: Mister Martin, sie sind das erste Mal in Hamburg. Wie gefällt Ihnen die Stadt?

George R. R. Martin: Sie ist sehr schön. Sibel hat mir einiges in der Stadt gezeigt. Wir sind durch die Kanäle gefahren und waren im Miniaturenmuseum. Die Stadt hat mich auch in meiner Arbeit inspiriert. In meinem neuen Buch habe ich eine Figur, von der ich von Anfang an wusste, dass sie sterben wird. In Hamburg ist mir dann die Idee gekommen, wie es geschehen wird.

Wat Los?: Bereits in früheren Geschichten von Ihnen dreht sich einiges um Drachen. Auch in „Das Lied von Eis und Feuer“ spielen Drachen eine große Rolle. Was fasziniert Sie an diesen Fabelwesen?

George R. R. Martin: Drachen sind cool! So einfach ist das. Die meisten Menschen finden Dinosaurier cool. Drachen sind wie Dinosaurier mit Flügeln die Feuer speien können. Das erhöht den Coolnesfaktor noch einmal.

Wat Los?: In Ihren Büchern und auch in der Fernsehserie geht es oft um Gewalt, die auch sehr detailliert beschrieben bzw. gezeigt wird. Könnte man in der Hinsicht nicht etwas zurückhaltender sein?

George R. R. Martin: Gewalt sollte so gezeigt werden wie sie ist. Abscheulich, blutig, hässlich und brutal. Alles andere ergibt keinen Sinn. Ich bin in den 50ern aufgewachsen. Lange dachten wir, wenn auf jemanden geschossen wird, fällt er einfach um und das war es. In den Western der Zeit sah man keinen Tropfen Blut. Auch dachte man, man könnte jemanden einfach mit einer Glasflasche k.o. Schlagen. Die Wahrheit ist aber, schlägst du jemanden mit einer Glasflasche auf dem Kopf, brichst du ihm entweder den Schädel oder der dreht sich um und verpasst dir eine, je nachdem wie hart man schlägt.

Wat Los?: Sie waren bereits als Kind ein großer Bücherfreund und haben schon früh angefangen sich eigene Geschichten auszudenken. Wie kam das?

George R. R. Martin: Ich bin während der Nachkriegszeit in einem Sozialbau in Bayonne, New Jersey aufgewachsen. Meine Familie war sehr arm. Ich wohnte in der First Street. Meine Schule lag in der Fifth Street. Mein ganze Welt erstreckte sich also gerade mal über fünf Blocks. Einzig zu Weihnachten fuhren wir nach New York, gingen zu Santa Clause bei Macy´s und danach im Automatenrestaurant essen. Das war das Highlight des Jahres. Wenn ich verreisen wollte, musste ich das durch die Bücher tun. Mit ihnen konnte ich überall hin, nach Shanghei, nach Afrika oder Europa, auf den Mars oder auch nach Mittelerde. Deswegen habe ich Bücher so geliebt. Und so kam ich auch schnell dazu mir selber eigene Geschichten auszudenken.

Wat Los?: Sie haben angefangen als Science-Fiction-Autor. Wieso sind Sie in den Fantasybereich gewechselt?

George R. R. Martin: In der Science-Fiction geht es meist um die Zukunft. In den 50er und 60er Jahren war die Zukunft eine Zeit, in der wir alle gerne Leben wollten, mit fliegenden Autos und Jetpacks. Doch wenn ich heute gucke, was aus der Welt geworden ist, denke ich mir: „Das ist nicht die Zukunft die ich bestellt habe.“ Ich wollte keine Zukunft mit dem Internet, Terrorismus und globaler Erwärmung. Aus diesem Grund hat sich auch die Science-Fiction-Literatur gewandelt. Heute handelt sie nur noch von einer düsteren Zukunft und dem Untergang der Menschheit. Deswegen flüchten sich viele Leute in die Fantasy-Literatur, um in ganz andere Universen abzutauchen. Aus diesem Grund bin auch ich zur Fantasy übergegangen.

Wat Los?: In der heutigen Zukunft, wer hat Ihrer Meinung nach die absolute Macht, z.B. in den USA?

George R. R. Martin: Also, die absolute Macht hat niemand, wir haben ja keinen König der über alle regiert. Leider muss ich aber sagen, dass die größte Macht von den Konzernen, also vom Geld ausgeht. Geld regiert die Welt. Und es hat dem meisten Einfluss.

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