Ist Hamburg bald grau statt grün?
- Christian Ehrhorn
- 13. Feb. 2018
- 2 Min. Lesezeit
Man findet sie überall: Baustellen. Ob Eigentumswohnungen, Bürogebäude oder andere Häuser. In Hamburg wird viel gebaut. Und das zu Lasten der Grünflächen in der Stadt. Das hat der Naturschutzbund (NABU) zum Anlass genommen, eine Volksinitiative zu starten. Unter dem Titel „Hamburgs Grün erhalten“ sammeln sie Unterschriften. „Tagtäglich erlebt fast jeder in seinem Stadtteil, dass an allen Ecken gebaut wird. Genau mit diesen Anliegen sind unsere Mitglieder an uns herangetreten. Das war der Startschuss für die Initiative „Hamburgs Grün erhalten“. Im Zentrum der Kampagne steht weiterhin, den Senat dazu zu bewegen, dass im Landschaftsprogramm der Freien und Hansestadt Hamburg beschriebene Ziel des Erhalts bestimmter so genannter „Milieus“ (u.a. Landwirtschaftliche Kulturlandschaft, Parkanlagen, Friedhöfe…) auch tatsächlich ernst zu nehmen“, erläuterte Malte Siegert, Leiter der Umweltpolitik beim NABU Hamburg die Kernforderung der Initiative. „Es ist altbekannte Salamitaktik, die der Hamburger Senat hier anwendet. In den Sonntagsreden wird die grüne Stadt gelobt. Tatsächlich werden jedoch wertvolle Grünflächen in den Landschaftsachsen Stück für Stück abgeschnitten: hier eine Ecke vom Landschaftsschutzgebiet abgetrennt, dort eine Feuchtwiese zubetoniert. Einzeleingriffe werden bagatellisiert, aber es ist die Summe der einzelnen Teile, die zum Problem geworden ist. Dem Druck auf die StadtNatur wollen wir eine Grenze setzen und entsprechend mit unserer Volksinitiative den Druck an die Politik zurückspielen“, erklärte Alexander Porschke, 1. Vorsitzender NABU Hamburg, weiter.
Einige Bauprojekte zeigen, in welchem Ausmaß die Bebauung der Grünflächen stattfindet. So wurden für das Projekt „Billstedt 113“ 11 Hektar Grünflächen in den Bebauungsplan mit einbezogen. Diesem Gebiet hat der Hamburger Senat in einem Beschluss den Status des Landschaftsschutzes entzogen, um die Baumaßnahmen möglich zu machen. Ähnlich sieht es bei den Projekten für das Gebiet Fischbeker Reethen (80 Hektar Grünfläche) und im Stadtteil Oberbillwerder (ganze 100 Hektar Grünfläche) aus.
Schon für den Bau von Flüchtlingsunterkünften hatte der Senat im Jahr 2015 eine Gesetzesänderung erlassen, die es erlaubte Naturschutzgebiete in den Walddörfern zu bebauen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich dies auf ganz Hamburg ausweiten würde. Diese Entwicklung will man beim NABU nicht weiter hinnehmen: „Wir Naturschutzmacher arbeiten seit Jahrzehnten praktisch für die Verbesserung der Natursituation in Hamburg“, so Porschke weiter. „Jetzt setzen wir auf die politische Unterstützung der Menschen in Hamburg, dass dabei nicht an anderen Stellen Grün zerstört wird und Hamburg immer grauer wird.“ So fordert der NABU, dass Grünflächen, die für Bauprojekte zerstört werden, an anderen Stellen in gleicher Größe ersetzt werden.
Am 1. Dezember startete die Kampagne des NABU. Innerhalb von sechs Monaten müssen nun mindestens 10.000 Unterschriften gesammelt werden.
Wer sich für die Initiative interessiert und weitere Informationen haben oder auch Unterschiften sammeln möchte, sollte den NABU auf ihrer Homepage besuchen.
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