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Baustellenchaos in Hamburg

  • Autorenbild: Christian Ehrhorn
    Christian Ehrhorn
  • 28. Sept. 2016
  • 3 Min. Lesezeit

Sie prägen das Bild von Hamburgs Straßen: Baustellen. Fährt man durch die Stadt, hat man das Gefühl, jede zweite Straße würde von einem Bagger aufgerissen werden. Wie die Kugel in einem Flipperautomaten rollt man mit dem Auto von einer Sperrung in die nächste. Und auch lange Staus sind meist unvermeidlich. Besonders zu den Hauptverkehrszeiten wird es schon mal sehr eng auf den Fahrbahnen.

Doch warum wird gerade jetzt so viel in Hamburg gebaut? Und warum überall gleichzeitig? Hierfür hat die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation eine Erklärung: „Hamburg gibt derzeit pro Jahr rund 70 Millionen Euro für die Erneuerung und Instandhaltung seiner Straßen aus. Dies ist deutlich mehr als in den vergangenen Legislaturperioden. Notwendig ist das, weil in den vergangenen Jahrzehnten die Verkehrsinfrastruktur vernachlässigt wurde,“ erklärte Pressesprecher Richard Lemloh.

Betrachtet man die vielen Straßen in Hamburg, welche mit Schlaglöchern übersäht sind, kann man der Aussage von Herr Lemloh nur recht geben. Die Hamburger Politik hat die Pflege der Straßen wirklich ziemlich vernachlässigt. Blicken wir nur einige Jahre zurück, als die Fahrbahn in der in der Thomas-Mann-Straße im Stadtteil Bramfeld einbrach und ein tiefes Loch in der Fahrbahn klaffte. Welches durch ein nicht repariertes Schlagloch entstand.

Also ist es richtig, dass Handlungsbedarf an der Instandsetzung von Hamburgs Straßen besteht. Doch zurzeit wirkt es so, als sei Hamburgs Politik aus einem jahrelangen Schlaf erwacht und hätte nun entsetzt festgestellt, wie marode die Fahrbahnen der Stadt sind. Es war fünf vor zwölf und so mussten alle Straßen zugleich saniert werden. Und dabei machen sie ihre Arbeit gut, findet zumindest Richard Lemloh: „Für die Vielzahl der notwendigen Bauarbeiten läuft der Verkehr in Hamburg zufriedenstellend – auch wenn es klar ist, dass es hier und dort zu Beeinträchtigungen kommt.“

Wer täglich auf Hamburgs Straßen unterwegs ist und diesen Satz liest, wird lautschallend lachen. Denn hier und dort ist momentan gefühlt überall.

Auch Dauerbaustellen sind keine Seltenheit mehr. Davon können die Bewohner rund um die Oktaviostraße in Wandsbek ein Lied singen. Seit mehr als zwei Jahren sind die Straßen dort mit Sperrungen nur so übersät. Und das immer an verschiedenen stellen. So dass eine gestern noch freie Straße plötzlich zur Sackgasse wird. So wie die drei Nebenstraßen ebenso. Jeden Tag kann man sich auf eine neue Überraschung gefasst machen. Und das alles ohne eine Ausschilderung von Umleitungen. Doch warum wird dort nichts ausgeschildert? „Bei der Baustelle in der Oktaviostraße handelt es sich um die sog. „Baumaßnahme Siel“ der HSE (Hamburger Stadtentwässerung, heute: Hamburg Wasser)“, erklärt der Pressesprecher der Hamburger Polizei Rene Schönhardt. „Dafür wird durch die HSE eine entsprechende straßenbaubehördliche Anordnung gefertigt und gemäß Baufortschritt sukzessive angepasst, also ständig verändert und der Polizei/ PK 37 zur Zustimmung gegeben. Der Bereich Oktaviostraße ist ein reines Wohngebiet und darüber hinaus eine 30er-Zone. Derartige Gebiete werden grundsätzlich nur durch Anwohner frequentiert, die sich in dem Bereich auskennen und über die Bautätigkeiten hinlänglich informiert sind. Sie benötigen deshalb keine Umleitungsempfehlung. Verkehrsteilnehmer, die nicht dort wohnen, benutzen angrenzende Hauptverkehrsstraßen.

Umleitungsbeschilderungen würden, weil diese folgerichtig bereits an der Hauptverkehrsstraße beginnen müssten, dazu führen, dass unerwünschter Durchgangsverkehr durch das Wohngebiet fährt. Dies geschieht in der Annahme, dass der Weg der schnellere ist oder dass er Baustellen auf der Hauptverkehrsstraße ausweichen muss. Dies ist weder im Sinne der Anwohner noch im Sinne der Polizei.“

Das klingt in der Theorie alles gut. Aber spricht man mit den Anwohnern, so bekommt man ein völlig anderes Bild. Die Baustellen sind auch ihnen schon seit längerem ein Dorn im Auge. Und auch als Anwohner durchblickt man das Gewirr von Baustellen und Sperrungen eher schlecht als recht. So passiert es immer wieder, das selbst in der Oktaviostraße Ansässige einen fragen, wo man heute am besten durchkommt. „Oft werden wir von Nachbarn gefragt, wie man heute am besten aus der Straße kommt“, erklärt uns Angela Christoph, Anwohnerin der Oktaviostraße. „Aber besonders Pflegedienste haben hier häufig Probleme den Weg durch die Straßen zu finden.“ Und auch in einem Notfall, wenn die Feuerwehr oder Polizei kommen muss, können die unübersichtlichen Sperrungen fatale Folgen haben.

Blickt man auf Hamburgs Straßen und sieht sich die Aussagen der Verantwortlichen an, wird einem Eines schnell klar: Der Bürger muss einmal mehr unter den Versäumnissen der Politik leiden. Vielleicht sollte unser Bürgermeister Olaf Scholz sich mal wieder auf die Stadt Hamburg konzentrieren und gedanklich aus Berlin in die Hansestadt zurückkehren.

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