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Filmkritik: "Spiderman: Homecoming"

  • Marcel Flock
  • 6. Juli 2017
  • 3 Min. Lesezeit

Fotos: © 2017 Sony Pictures Releasing GmbH

USA, 2017

Regie: Jon Watts

Darsteller: Tom Holland, Michael Keaton, Robert Downey Jr.

Kinostart: 13.07.17

FSK: 12

Laufzeit: 134 Minuten

Die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft ist zurück! Aber diesmal mit einer komplett andersartigen Handlung als bei den Vorgängern. Dennoch steht die Frage im Raum, ob es wirklich nötig war, einen neuen Spider-Man ins Leben zu rufen. Nur um ihn zu einem Teil des Marvel Cinematic Universe werden zu lassen und so dem langersehnten Wunsch vieler Fans zu entsprechen, Spider-Man gemeinsam mit den Avengers zu erleben. Oder wäre eine Einbindung von Andrew Garfield als Spider-Man die bessere Möglichkeit, damit nicht alles von Stunde null beginnt und der Zuschauer nicht von neuem irritiert wird, was zum Desinteresse an dem Charakter führen kann?

Die Idee, Spidey schon in „Captain America: Civil War“ mit ins Rennen zu schicken und damit die ganze Vorgeschichte ad acta zu legen, war ein genialer Einfall und führte zu einem regelrechten Hype um die neue Version des Spinnenmanns. Und damit auch um das Ergebnis einer erfolgreichen Strategie, die nun für genügend Potenzial eines Stand-Alone-Films sorgt.

Und „Spider-Man: Homecoming“ ließ nicht lange auf sich warten und schaffte es problemlos durch das erste bewegte Bildmaterial, Vorfreude zu schüren. Aber das, was sich einige erhofften bzw. befürchteten, dass der ganze Film den Fokus auf die Geschichte zwischen Spider-Man und Iron Man legt, bestätigt sich nicht. Tony Stark ist und bleibt eine Randfigur im Spidey-Universe ebenso wie die Avengers, was deutlich mehr Möglichkeiten bietet als gedacht.

So bietet die Geschichte genügend Platz, um den 15-jährigen Peter Parker erwachsen werden zu

lassen, mitsamt der Probleme, die jeder Jugendliche in seinem Alter hat: wie die erste Liebe, Schulstress, Trennen zwischen seiner Identität als Spider-Man und seinem wirklichen Ich und vor allem auch zu erkennen, was im Leben wirklich wichtig ist. Tom Holland schafft es spielerisch, die Zuschauer zu überzeugen und zu begeistern, da er im Gegensatz zu seinen Vorgängern nicht versucht, krampfhaft komisch zu sein, sondern dies durch seine Taten in den verschiedensten Situationen beweist. Sei es ein angeblicher Autodieb, der einfach nur seine Schlüssel verlegt hat, ein Treffen mit Bankräubern, verkleidet als Avengers, oder seine Interaktion mit seinen Freunden bzw. Mitschülern. Und das, obwohl die Dramatik einen erheblichen Teil der Story ausmacht, welche mehr ernstere Themen anschlägt als man es eigentlich erwartet. Ein großes Plus, gerade weil diese Richtung durch die Konfrontation mit Vulture, gespielt von Michael Keaton, trotz dessen reduzierter Leinwandpräsenz erstaunlich gut funktioniert.

Die sehr bewundernswerten Aspekte des Films täuschen jedoch nicht darüber hinweg, dass es sich immer noch um eine Originstory handelt, deren Grundbausteine trotz allem vorhanden sind. Was nichts heißen mag, aber an manchen Stellen hätte man sich mehr Distanz zum normalen MCU-Storytelling gewünscht und dafür mehr klassische Spider-Man-Einschläge. So kommen beispielsweise bis auf Keaton die Nebencharaktere viel zu kurz, ein Fehler, den der erste Raimi-Spider-Man besser gemacht hat, wenngleich dadurch die Nebencharaktere mehr an Präsenz gewannen. Siehe J.K. Simmons als J. Jonah Jameson oder James Franco als Harry Osborn, was die Spinne in den Schatten stellte beziehungsweise leicht überflüssig erscheinen ließ. Fakt ist: Es gibt einen unnötigen, teils nervigen „Sidekick“, der von allen Nebenfiguren (Keaton einmal ausgenommen) noch die meiste Screentime hat, eine große Liebe, die so gut wie nie auftaucht und eine jüngere Tante May, die anfangs ziemlich gewöhnungsbedürftig daherkommt. Und, ehrlich gesagt, nimmt die Action wie in jedem anderen Film des MCU auch hier überhand. Mehr Peter Parker und weniger Spider-Man vs. Vulture und seine Schergen hätten dem Film besser getan, da er gerade durch die Schulszenen extreme Sympathiepunkte gewinnen kann. Da diese exakt der Vorstellung vom Leben eines 15-jährigen Highschoolschülers entsprechen und die Interaktion zwischen den Charakteren teils die amüsantesten Szenen des Films ausmachen und man gerne mehr davon gesehen hätte.

Auch einige Extras vom Anzug sind zu sehr von Iron Man abgekupfert, weswegen seine Kleidung im Finale mit einem komplett einfachen Kapuzenpullover und selbst gebastelten Webshootern eine sehr positive Überraschung und das Highlight des Films sind.

Fazit: „Spider-Man: Homecoming“ überzeugt Neueinsteiger und begeistert Veteranen. Spätestens nach diesem Film dürfte alle Skepsis an Tom Hollands Darstellung verflogen sein. Dieser legt eine unglaubliche Leistung an den Tag. Und verkörpert mit seiner sympathischen, leichtfüßigen Art einen der beliebtesten Charaktere der Comic-Geschichte, der sowohl ernsthaft als auch tollpatschig mit einer leider heutzutage Marvel-typischen Geschichte einhergeht. Aber er schafft es dennoch, dem Ganzen eine grundsolide Ausgangsposition für weitere Abenteuer ermöglicht. Eine komplette Distanzierung von den Avengers in den Solo-Filmen wäre die Bonbonkirsche auf dem Sahnehäubchen.

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