top of page

Alles Nazi oder was? Die Angst vor Rechts nimmt groteske Züge an.

  • Autorenbild: Christian Ehrhorn
    Christian Ehrhorn
  • 28. Dez. 2016
  • 4 Min. Lesezeit

„Es ist erschreckend…“ So oder so ähnlich beginnen viele Meldungen in den Nachrichten, wenn es um rechte Gewalt geht. Seitdem die Zahl der Flüchtlinge gestiegen ist, steigt auch die Zahl der Gewaltakte von Tätern aus der rechten Szene. Und natürlich ist es erschreckend, wenn Flüchtlingsheime angezündet werden. Jedoch stellte sich auch nicht selten heraus, dass die Flüchtlinge selber für die Bände verantwortlich waren. Sei es aus Unvorsichtigkeit oder Unzufriedenheit. Trotzdem scheint es so, als würden die Rechten seit dem Beginn der sogenannten Flüchtlingskrise immer mehr Aufwind bekommen. Und das macht vielen Menschen Angst. So viel Angst, dass der vermeintliche Schutz davor immer verrücktere Züge annimmt.

Alles begann mit einem Werbespot der Supermarktkette Edeka. Darin zu sehen waren zwei Autos sowie deren Kennzeichen. Und diese Kennzeichen hatten es in sich. Das jedenfalls behauptete die Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung in Hamburg, Sabine Bamberger-Stemmann in einem Interview mit dem "Manager-Magazin".

Sie erkannte versteckte Nazi-Botschaften. So lautete das erste Kennzeichen „MU SS 420“. Erstes Anzeichen für verstecke Nazi-Botschaften war das „SS“ in dem Kennzeichen. Dies soll für Adolf Hitlers Schutzstaffel stehen. Zweiter Hinweis, dass bei dem Kennzeichen Nazis am Werk waren: die Zahl 420. Diese könnte für Hilters Geburtstag am 20.04. stehen.

Was hier vielleicht noch etwas einleuchtend klingt, finden wird beim zweiten Kennzeichen ziemlich abstrus. „SO LL 3849“. Denn hier sind es die Zahlen 84 und 39. Die 84 soll für Heil Deutschland stehen. Wer sich jetzt fragt, wo die 39 sein soll, für den hat Sabine Bamberger-Stemmann eine ganz einfach Antwort. Für sie ist klar, die 39 dient als Einrahmung für die 84. Und sie steht für die „christliche Identität“.

Es wird dem Einen oder Anderen vielleicht schon aufgefallen sein; die Buchstaben in den Kennzeichen ergeben die Worte MUSS und SOLL. Und sieht man sich jetzt den Werbespot an, wird einem schnell klar, warum diese so gewählt wurden. Denn in der Werbung geht es um den Stress in der Vorweihnachtszeit und was alles so erledigt werden muss und soll. Und mit Sicherheit wurden auch die Zahlen nicht als versteckte Nazi-Botschaften gewählt.

Wer jetzt, wie auch die meisten Leute in den sozialen Netzwerken, denkt, das kann doch keiner wirklich ernst nehmen, der hat die Rechnung ohne unsere Politiker gemacht. Denn von denen wurden schon vor einiger Zeit verschiedene Zahlen- und Buchstabenkombinationen verboten. So dürfen in vielen Bundesländern Autos eigentlich nicht die Zahlen 18 (steht für die Buchstaben AH = Adolf Hitler), 28 (steht für BH = Blut und Ehre (Blood and Honor, eine Rechtextreme Organisation), 74 (steht für GD = Großdeutschland) und 88 (steht für HH = Heil Hitler). Wer in Hamburg eine dieser Zahlen in den Kennzeichen hat, kann jedoch beruhigt sein. „Hinsichtlich der Zahlenkombinationen gibt es in Hamburg keine Restriktionen“, versichert uns Uwe Thillmann, Pressesprecher des Landesbetrieb Verkehr (LBV).

Doch auch in Hamburg gibt es Verbote, was die KFZ-Kennzeichen angeht. „In Hamburg dürfen die Kombinationen HJ, KZ, NS, SA, SD, SS sowie IS aufgrund eines Senatsbeschlusses von 1985 nicht ausgegeben werden. IS ist als Buchstabenkombination seit 2015 hinzu gekommen“, so Thillmann weiter. Doch wie sieht es mit HH aus, das in vielen Bundesländern verboten ist. Müssen die Hamburger um ihre Landeskennung fürchten? „Die Landeskennung HH gibt es schon sehr lange, so dass wohl nicht zu befürchten ist, dass diese ausgetauscht wird.“

Auch Personen aus Itzehoe müssen bei der Wahl des Kennzeichens aufpassen. Sie dürfen nicht die Buchstaben AN hinter der Landeskennung IZ haben. Denn dies würde rückwärts gelesen NAZI ergeben. Doch sind solche Verbote wirklich nötig? Hätten alle, die solche Zahlen- oder Buchstabenkombinationen wählen, wirklich einen rechtsradikalen Hintergrund? Was, wenn Harry Jansen gerne seine Initialen im Kennzeichen hätte? Oder jemand sein Geburtsjahr 1988? Die Angst vor Rechts verbreitet sich in Deutschland immer weiter. Und dies führt nicht nur zu teils absurden Verboten. Sie wird auch schamlos ausgenutzt. Bestes Beispiel ist Sahra Wagenknecht, Fraktionsvorsitzende der Linkspartei. Nachdem sie Kritik an der Politik von Angela Merkel geübt hatte, wurde ihr Stimmenfang auf der rechten Seite nachgesagt. Sogar als Verräterin wurde sie von Claudia Roth (Grüne) bezeichnet. Und das nur, weil sie einige Punkte in der (Flüchtlings)Politik der Regierung kritisierte, die auch die AfD aufgegriffen hatte. Da hätte man sich doch fragen können, ob an der Kritik nicht etwas dran wäre. Gerade, wenn sie von zwei so unterschiedlichen Parteien kommt. Doch stattdessen wurde Sahra Wagenknecht zur Symbolfigur des rechten Wandels erklärt. Gerade die Mainstream-Presse, unter der Leitung der großen deutschen Verlage, hatte sich auf Sahra Wagenknecht eingeschossen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Doch besonders die Bevorzugung der großen Konzerne durch die Regierung, wird von Sahra Wagenknecht immer wieder angeprangert. Und da die Verlage selber große Konzerne sind, könnte man ihnen ein Interesse an einer Weiterführung der bisherigen Politik unterstellen. Desweiteren könnte man vermuten, dass sie die Angst vor Rechts nutzen, um die Partei, die ihnen gefährlich werden könnte, mit absurden Anschuldigungen ins Aus zu drängen. Mit freundlicher Unterstützung der regierenden Parteien. Besonders wenn man bedenkt, dass in nächsten Jahr die Wahl ansteht.

Комментарии


bottom of page