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15 Jahre Babyklappe Hamburg

  • Autorenbild: Christian Ehrhorn
    Christian Ehrhorn
  • 27. Jan. 2016
  • 3 Min. Lesezeit

Das Konzept einer Babyklappe reicht bereits bis in das 12. Jahrhundert zurück. In Rom gab es an einer Kirche die namensgebenden Klappen in denen ungewollte Kinder abgegeben werden konnten.

Die erste moderne Babyklappe eröffnete allerdings erst am 8. April 2000 in der Goethestraße in Hamburg. Grund dafür waren die Funde von zwei toten und zwei stark unterkühlten Säuglingen in Mülltonnen mitten in der Stadt. Heute gibt es Bundesweit 93 Babyklappen.

Foto: www.sternipark.de

„Wir haben unser Ziel erreicht”, erklärt SterniPark-Geschäftsführerin Leila

Moysich. „In Hamburg muss die Polizei seit Jahren nicht mehr ausrücken, um tote Säuglinge zu bergen. Auch Kindesaussetzungen gibt es in der Stadt praktisch nicht mehr. Auf dieses Ergebnis unserer Arbeit sind wir sehr stolz. Die

Mühe hätte sich gelohnt, wenn nur ein Leben gerettet worden wäre. In fünfzehn Jahren sind es 48 geworden.”

Die Zahl der Inanspruchnahmen der Babyklappe variierte von Jahr zu Jahr. „Immer, wenn wir

meinen, dass die Babyklappe vielleicht nicht mehr ganz so notwendig ist, wird sie wieder häufiger in Anspruch genommen wie z.B. im Jahre 2014 mit 5 Neugeborenen”, erklärt Leila Moysich weiter.

Dabei ist die Inanspruchnahme der Babyklappen von SterniPark größer als die der 2003 auf Betreiben der Schill-Partei eingerichteten „Erste-Baby-

Hilfen” in einigen (ehemals) staatlichen Krankenhäusern: „Es bewahrheitet sich, das manche Aufgaben besser bei freien Trägern angesiedelt sind”, erklärt dazu die

Juristin und Beraterin des Projektes Findelbaby Dr. Gisela Wild, die an der Gestaltung der zur Babyklappe geschlossenen Verträge mit der Stadt beteiligt ist: „Einige Zeit hat die Stadt unsere Arbeit nicht so recht gewürdigt und unterstützt. Inzwischen ist dazu aber wieder eine gute Vereinbarung getroffen

worden.”

Bis auf kleinere Blessuren, wiesen fast alle Kinder keinerlei gesundheitliche Schäden auf. Kritiker prophezeiten, dass die Babyklappe im Großteil von drogenabhängigen Müttern genutzt werden würde. Dies bewahrheitete sich jedoch, bis auf einige Ausnahmen, nicht. „Die Mütter, die die Babyklappe in

Anspruch nehmen, kommen nicht nur vom Rande der Gesellschaft, aus der Drogenabhängigkeit oder der Prostitution. Wir haben auch die junge Frau aus bürgerlichen Kreisen kennen gelernt, von der niemand vermutet hätte, dass sie

eine ungewollte Schwangerschaft trifft und ihr nur noch die Babyklappe als Ausweg erscheint“ erklärt Gesine Cukrowski, Vorsitzende der Stiftung Findelbaby.

Von Beginn an, war die Babyklappe nicht als reine Abgabestelle gedacht, sondern als Einrichtung zur Hilfe von Mutter und Kind, mit dem Ziel, beide wieder zusammenzuführen. „Die Abgabe in einer Babyklappe stellt natürlich für Kinder ein ganz großes Handicap dar, besonders wenn die Mutter unbekannt bleibt”, sagt Heidi Kaiser, seit 2000 Pro

jektleiterin, „das wissen wir aus Gesprächen mit den ersten Babyklappenkindern, die heute als vierzehnjährige den Ort besuchen, an dem die Erinnerung für sie beginnt. Das ist aber kein Argument gegen dieses lebensrettende Instrument, sondern eine Aufforderung, sich intensiv darum zu bemühen, Kontakt zu den Müttern zu gewinnen, damit die Kinder ihre Wurzeln kennen lernen. Deswegen bitten wir am 15. Jahrestag die Mütter, die sich bisher nicht wieder gemeldet haben, mit dem Projekt Findelbaby Kontakt aufzunehmen.”

Für diese Kontaktaufnahme steht seit mehr als fünfzehn Jahren die kostenlose Notrufnummer

0800 456 0 789 des Projektes Findelbaby zur Verfügung. Darüber

vermitteln die ehrenamtlichen Projektmitarbeiter weiterhin auch Hilfe für Frauen, die ihre Schwangerschaft verheimlicht und verdrängt haben.„Bevor eine Schwangere sich auf ein Gebärabenteuer irgendwo allein einlässt, sollte sie sich besser über den Notruf beim Projekt Findelbaby melden”, appelliert Leila Moysich dringlich an Betroffene. „Eine Geburt ohne Hebamme oder Arzt, gefährdet das Leben von Mutter und Kind. Unsere Mitarbeiterinnen helfen, am Ende einer verdrängten Schwangerschaft das Kind heil in einem Krankenhaus zur Welt zu bringen, ohne dass jemand etwas davon erfährt, der es nicht erfahren soll. Hilfe wird sowohl zur anonymen als auch zur seit 2014

eingeführten vertraulichen Geburt geleistet.”

Rund 500 Mütter haben dieses Angebot in Anspruch genommen. Somit wurden 500 Kinder vertrauliche und anonym geboren. Von ihnen sind nur 27 Mütter dauerhaft anonym geblieben. Rund 60 % der Frauen haben sich entschieden, ihr Kind doch zu behalten. „Fünfzehn Jahre Babyklappe beweisen, dass man das Leben des Kindes am

besten mit der Mutter schützen kann”, bilanziert Gesine Cukrowski, „Schwangere

und Mütter stehen nach dem Grundgesetz unter dem Schutz der Gemeinschaft. Das nehmen wir ernst.”

Mehr über die Babyklappe gibt es unter www.sternipark.de.Merken

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